140 —
800 t aufwiesen, verkehren jetzt auf dem Rheine Schiffe mit
einem Gehalt bis zu 2070 t. Die größten Elbschiffe haben
gegenwärtig eine Tragkraft von 1100 t, Auf der kanalisierten
und unteren Oder verkehren Schiffe mit einer Abmessung bis
470 t. Für den projektierten Rhein-Weser-Elbe-Kanal sind
Schiffe von 600 t in Aussicht genommen. In der Zunahme
der Größe und Ladefähigkeit der Schiffe liegt insofern ein
wichtiges wirtschaftliches Moment, als damit eine Abnahme der
Beförderungskosten verbunden ist.
Beförderungskosten.
Es ist von großer Bedeutung für die fernere Entwicklung
der Binnenschiffahrt und für ihre Stellung in dem Konkurrenz-
kampfe mit den Eisenbahnen, daß sie wesentlich billiger be-
fördern kann als diese. Das trifft namentlich bei dem Versand
von Massengütern, wie Kohle, Getreide, Erze und Holz auf
weitere Entfernungen zu.
Wenn sich nun auch der Unterschied in den Fracht-
sätzen der Binnenschiffahrt und der Eisenbahnen schwer durch
eine bestimmte Zahl ausdrücken läßt, da die Schiffsfrachten
großen Schwankungen unterworfen sind, so läßt sich doch im
allgemeinen sagen, daß die Schiffsfracht um ein Drittel bis
um die Hälfte niedriger ist als die Eisenbahnfracht. Mit
diesen billigeren Versandkosten wird aber für verschiedene
Güter, die die höheren Transportkosten der Eisenbahn nicht
ertragen können, ein größeres Absatzgebiet geschaffen und
damit der Güteraustausch gehoben. Es ist aber auch deshalb
eine Steigerung der Binnenschiffahrt zu wünschen, weil die
Eisenbahnen in der Güterbeförderung stellenweise (z. B. im
Ruhrkohlengebiet) an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit
gelangt sind.
»Im Jahre 1891 sollte eine beträchtliche Menge Soda von Heilbronn
in Württemberg nach Tetschen in Böhmen befördert werden. Man wählte
dabei nun nicht die Eisenbahn als kürzeren Weg, sondern beförderte die-
selbe zunächst auf dem Neckar stromabwärts, wurde dann auf Rhein-
schiffe umgeladen, in Rotterdam wieder umgeladen und nach Hamburg
gebracht. Nach abermaliger Umladung daselbst erfolgte der Transport
elbaufwärts nach Tetschen. Bei alledem kam die Fracht billiger als auf
der Eisenbahn.«*)
Neben der Billigkeit ist die Leistungsfähigkeit der
Wasserstraßen ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Be-
deutung derselben. Die Bedeutung der Binnenwasserstraßen
für den Güterverkehr ist ersichtlich aus dem Anteil, den die-
*) Lötz: Verkehrsentwicklung in Deutschland.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Rheine Heilbronn Württemberg Rhein- Rotterdam Hamburg Tetschen Deutschland
Von ganz hervorragender Wichtigkeit für das gewerbliche
Leben aber sind die Formationen der Primär zeit. Sie um-
schließen im Silur und Devon (Vorkohlengebirge) den Dach-
und Tafel schiefer sowie ebenfalls ungeheure Lager von
Eisenerzen. Etwa in der Mitte dieses Zeitalters liegt die
Bildungszeit ausgedehnter Steinkohlenlager, die im Verein
mit den Erzen als die mächtigsten Hebel der Industrie an-
zusehen sind. Am Ende dieser Periode schlugen sich in großem
Umfange die Gips- und Steinsalzlager aus dem Meere
nieder.
Von erheblich geringerer Bedeutung für die gewerbliche
Tätigkeit unserer Tage ist die Sekundär zeit, wenngleich
auch ihre Formationen nicht ohne wichtige Einschlüsse sind.
So bezeichnet man wegen des in allen Teilen der Trias in
reichem Maße zum Niederschlag gelangten Salzes diese For-
mation auch wohl als das Salzgebirge. Sie liefert ferner
den für kunst- und baugewerbliche Zwecke so wichtigen Sand-
stein (Schleif-, Wetz-, Mühlstein), während wir dem Jura außer
beträchlichen Eisenlagern den Kalkstein verdanken, der ent-
weder gelöscht als Mörtel, oder gebrannt in chemischen In-
dustriezweigen (Soda-, Seife-, Zuckerbereitung), oder aber, so-
fern er politurfähig ist, als Marmor zu Säulen, Bildnissen usw.
verwendet wird.
Die neuzeitlichen Formationen haben auf die Entwick-
lung des Gewerbes und der Industrie nur geringen Einfluß
ausgeübt. Sie liefern uns die Braunkohlen, die meist in
Form von Preßkohlen als Heizungsmaterial Verwendung finden.
Welche Bedeutung haben die Gesteine für den Bodenbau?
Mit welchem Erfolge der Bodenbau betrieben werden kann,
hängt außer von den klimatischen Verhältnissen in hervor-
ragendem Maße auch von dem zu bebauenden Boden ab. Zum
größten Teile ist derselbe ein Verwitterungsprodukt der
verschiedensten Gesteinsarten. Unter den Urgesteinen wird
am leichtesten der Gneis ein Opfer des Zersetzungsprozesses, aus
dessen Bestandteilen Feldspat, Quarz und Glimmer sich
der Tonboden bildet.
Pflanzen mit tiefgehenden Wurzeln, wie Raps, Bohnen,
Klee, gedeihen besonders gut auf ihm.
Von einschneidender Bedeutung für den Bodenbau ist die
Triasformation, weil sie die größte Ausdehnung in Deutsch-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 95
Lübeck (81 000), das einstige stolze Haupt der Hansa,
hat lange Zeit ein bescheidenes Dasein gefristet. Neuerdings
sind gewaltige Anstrengungen gemacht worden, um den Handel
zu neuer Blüte sich entfalten zu lassen. (Elbe-Trave-Kanal.)
Der Handel erstreckt sich heute vornehmlich auf Ruß-
land, speziell Finnland, dem es vor allem Kolonialwaren zu-
führt; ferner auf alle Gestadeländer der Ostsee, denen es
Getreide, Salz, Manufaktur-, Porzellan- und Kurzwaren, Chemi-
kalien und Farbstoffe liefert. Dagegen empfängt es von ihnen
land- und forstwirtschaftliche Produkte, wie Getreide, Holz,
Teer, Spiritus, Zündhölzer usw., die es in den benachbarten
Staaten und Provinzen absetzt. Es wird jährlich von etwa
4700 Schiffen besucht (920 000 R-T.) und steht damit an
zweiter Stelle unter den Ostseehäfen.
Stettin (210 000) ist der erste deutsche Hafenplatz der
Ostsee.
Die Zahl der ein- und ausfahrenden Seeschiffe betrug 1902
8841 (2!/4 Mill. R-T.), die namentlich Steinkohlen, Erze, Steine,
Roheisen, Getreide und Petroleum brachten und wiederum
Getreide, Heringe, Zucker, Holz, Spiritus und Zement aus-
führten.
Großartig ist die Industrie in Stettin entwickelt, die
in der Maschinenbau-Aktiengesellschaft »Vulkan« ihre vor-
nehmste Vertreterin besitzt.
Große Eisenwerke, Zementfabriken und Dampfmühlen hegen
stromabwärts zu beiden Seiten der Oder. Durch das Haff ist
Stettin mit seinem Seehafen Swinemünde (10 000) verbunden,
den 1902 etwa 7000 Schiffe besuchten.
Danzig nimmt unter allen Ostseehäfen hinsichtlich der
Menge seiner Ein- und Ausfuhr den dritten Platz ein.
Der Seehafen Danzigs ist Neufahrwasser. Die 3000 See-
schiffe, die hier jährlich ein- und auslaufen, führen besonders
Kolonialwaren, Eisen, Kohlen, Petroleum, Salz und Heringe ein,
dagegen Holz und Getreide in größeren Mengen aus.
Königsberg (187 000). Die Hauptausfuhrprodukte sind
russischer Hanf und Flachs, während England und der rheinisch-
westfälische Industriebezirk Steinkohlen, Eisen- und Eisenwaren
einführen. Der Seehafen ist Pi 11 au am Ausgangstor des
frischen Haffs, wo die Seeschiffe wegen der geringen Tiefe
desselben ihre Ladung löschen müssen. Der jährliche Schiffs-
verkehr beziffert sich auf etwa 3500 Schiffe (etwa 950 000 R-T.).
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Extrahierte Personennamen: Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Finnland Ostsee Stettin Stettin Danzig Danzigs England
— 54 —
machen, wenn man bedenkt, daß der Detroitfluß (die Verbindung
von Huron- und Eriesee) einen Gütertransport gleich drei Vierteln
des Verkehrs aller deutschen Binnengewässer vermittelt. — Unter
den Eisenbahnlinien (1906: 33 150 km) ist die Pacificbahn
die hervorragendste. (Gib Ausgangs- und Endpunkte an ! Bezeichne
Orte an ihrer Route !) Eine zweite Durchquerung Canadas (Winnipeg-
Port Simpson) geht (1907) ihrer Vollendung entgegen und eine dritte
wichtige Bahn (Port Simpson—prince Albert) ist im Bau begriffen. —
Dem Außenhandel dienen die Häfen Halifax, Quebec und Montreal
sowie Vancouver und Victoria, von welchen die britischen Linien
nach Asien und Australien auslaufen (Kabelverbindung!).
Von hervorragender Bedeutung ist Canada als Faktor in der großen
Welthandelspolitik. Es ist das Durchgangsgebiet für den Schnellverkehr
Europas nach dem fernen Osten ; die Route Southampton—tientsin ist
schon jetzt mindestens zwei Tage kürzer, wenn sie über Montreal, als
wenn sie über New York geht, und wird durch den erwähnten Ausbau
der Bahnen nach Port Simpson weiter verbessert werden. Berück-
sichtigt man, daß das Gewicht des Welthandels sich immer mehr nach
dem Osten verschiebt, und daß Canada als Durchgangsgebiet dem Ver-
kehr aus seinem reichen Hinterland Zufuhren in unbegrenzten Mengen
eröffnet, so ergibt sich deutlich, welche außerordentlichen Interessen in
dieser Richtung für die europäischen Großhandelsmächte liegen.
Stelle die wichtigsten Ausfuhrartikel zusammen! Ein-
geführt werden Fabrikate aller Art. Deutschland bezog 1906
von Britisch-Nordamerika für 11,3 Mill. M Waren, führte dagegen
für 24,5 Mill. M. dorthin aus, in der Hauptsache Kleider und Eisen-
bahnmaterial.
Das handelspolitische Verhältnis zwischen den beiden Staaten
erfuhr 1897 eine Trübung, als Canada die Zölle auf englische Ware um
ein Achtel und später gar um ein Drittel heruntersetzte, was die deutsche
Regierung veranlaßte, ihm die Meistbegünstigung zu entziehen. Canada
beantwortete diese Maßregel mit einer Zollerhöhung von 33%% auf
deutsche Waren, so daß unsere Ausfuhr dorthin wesentlich herunterging.
Von jetzt ab wurden canadische Waren bei uns nach dem autonomen
Zolltarif abgefertigt, und es ging nun die Einfuhr nach Deutschland
noch mehr zurück als unsere Ausfuhr nach Canada. Dieser Umstand
scheint die canadische Regierung bewogen zu haben, dem Zollkriege ein
Ende zu machen. Sie hat 1907 einen neuen Tarif geschaffen, der auch
dem Deutschen Reiche zugestanden werden soll, wenn dieses Canada
wieder die Meistbegünstigung gewährt.
b) Britisch-Westindien. In der Hauptsache bestehen die englischen
Besitzungen zwischen Nord- und Südamerika aus der Insel Jamaika,
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Extrahierte Personennamen: Canadas Simpson Albert) Victoria Canada Simpson Canada
Extrahierte Ortsnamen: Halifax Quebec Montreal Asien Europas Canada Deutschland Deutschland Canada Südamerika Jamaika
Anhang,
enthaltend kurze Wort- und Sacherklärungen
weniger bekannter Handelsartikel.
Absinth = doppelter (scharfer) Branntwein, Destillat aus Anissamen.
Anisette ist ein mit dem ätherischen öl des Anissamens hergestellter
Likör.
Asbest oder Federalaun ist ein aus weißschimmernden Fasern bestehen-
des Mineral, das wegen seiner Unverbrennlichkeit vielfach Ver-
wendung findet (Asbesthandschuhe, -pappe, -gewebe, -stricke usw.).
Ätherische (flüchtige) Öle sind meistens ölartige, aus Pflanzenteilen
gewonnene Flüssigkeiten, die sich leicht verflüchtigen und dadurch
bestimmte Gerüche verbreiten.
Chartreuse heißt ein von den Karthäusern, früher im Kloster ,,Grande
Chartreuse" (bei Grenoble), aus Spiritus und etwa 20 Kräutern und
Samen destillierter Likör.
Chinarinde stammt von einer in China wachsenden Baumart; aus ihr
wird besonders das Fiebermittel Chinin gewonnen.
Chinchilla ist der seidenartige, dunkelgraue bis silberweiße Pelz der
Wollmaus.
Cochenille ist ein tierischer Farbstoff, erzeugt aus getrockneten Schild-
läusen, die auf amerikanischen Kaktusarten leben. Die Bedeutung
dieses Farbstoffes ist infolge der Verwendung der Anilinfarben
zurückgegangen.
Drops sind mit Fruchtäthern parfümierte Bonbons aus Zucker und
Fruchtsäften.
Espartogras liefert vorzüglichen Rohstoff für die Papierfabrikation.
Fayence ist feines Steingut mit durchsichtiger Glasur, während die
Majolika aus gewöhnlicherem Ton besteht und einen undurch-
sichtigen Überzug erhält.
Gobelins sind Wandteppiche mit eingewebten Bildern; der Name rührt
von der Familie Gobelin her, welche die Herstellung dieser Gewebe
zu hoher Blüte brachte.
Gummi s. Kautschuk.
Guano heißen die zersetzten Exkremente von Seevögeln, die wegen
ihres Reichtums an Ammoniak eines der vorzüglichsten Düngemittel
abgebenbeorg.e,:
für inter; ^ale
Schul bu ci. ...chuna
Braunsc; »Vv0iq
fiçj&u Ibu eh b fei
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 152 —
Guttapercha ist der durch Anzapfen gewonnene und zu Blöcken oder
Broten zusammengeknetete Milchsaft verschiedener südasiatischer
Baumarten.
Hi kor y ist ein in Nordamerika einheimischer Baum, der gutes Tischler-
holz liefert, das bei uns hauptsächlich zu Werkzeugstielen Ver-
wendung findet.
Indigo ist der durch Gärung gewonnene dunkelblaue Farbstoff ver-
schiedener Indigopflanzenarten. Neuerdings wird viel Indigo
künstlich hergestellt. („Die Zukunft Indiens liegt in den Retorten
der deutschen chemischen Fabriken!")
Isländisches Moos ist eine in Nordeuropa wachsende Flechte, die als
Heilmittel gegen Katarrh, Brust- und Lungenleiden verordnet wird.
Jod wird aus der Asche getrockneter und dann verbrannter Tangarten
gewonnen. Es ätzt stark und färbt die Haut rotbraun (Jodtinktur).
Juchten- oder Juftenieder ist eine in Rußland mittels eines ganz
besonderen Verfahrens (Gerben mit Weidenrinde, Tränken mit
Birkenteeröl, Färben mit Alaun) hergestellte rot oder schwarz
gefärbte Lederart.
Jute ist die spinnbare, i y2—2 y2 m lange Bastfaser mehrerer in Ost-
indien, China und Amerika angebauter Pflanzen, deren Verwendung
zu Seilerarbeiten, Teppichen und Vorhängen einen immer mehr
größeren Umfang annimmt.
Der Kampfer-(Lorbeer-)bau m liefert Kampfer, welches durch
Kochen aus dem zerkleinerten Holze ausgeschieden und sowohl in
der Heilkunst wie auch als Mottenschutz Verwendung findet.
Kaviar heißt der gereinigte und eingepökelte Rogen vom Stör, Hausen
und von anderen mit diesen verwandten Fischarten. Die beste
Sorte ist der großkörnige, schwarze Kaviar von Astrachan.
Kaolin (chines.) ist chemisch reine Porzellanerde, die begierig Wasser
einsaugt und dadurch formbar wird.
Kaurimuscheln kommen von Porzellanschnecken her und werden als
Schmuck, in Indien und Afrika auch als Scheidemünzen benutzt
(Cash).
Kautschuk ist der in der Sonne oder im Rauch getrocknete Milchsaft
verschiedener tropischer Bäume. Er findet Verwendung bei der Her-
stellung von Gummiwaren (Pneumatiks) sowie solcher aus Hartgummi.
Kokain ist ein Produkt aus Kokablättern, das die Eigenschaft
besitzt, die Enden der Empfindungsnerven vorübergehend un-
empfindlich zu machen (Einspritzungen, Zahntechnik).
Krapp ist ein aus der Färberröte gewonnener, jetzt aber durch künst-
liches Rot immer mehr verdrängter Pflanzenfarbstoff.
Der Lackbaum, in Japan heimisch, liefert Naturlack, der in der Weise
gewonnen wird, daß man in die Rinde horizontale Einschnitte macht.
Dieser Lack ist besonders widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse.
(Japanische Lackwaren. )
— 153 —
Macco = ägyptische Baumwolle und daraus hergestellte Garne und
Gewebe.
Maniok ist ein als Brotpflanze angebautes Tropengewächs, aus dessen
Wurzelknollen Stärkemehl und Tapioka-Sago gewonnen wird.
Meerschaum ist ein leichtes, rötliches, grünliches oder weiß-gelbliches
Mineral, aus dem Pfeifenköpfe und Zigarrenspitzen geschnitzt und
gedrechselt werden.
Mohairwolle ist das geschmeidige weiße oder graue, 12—18 cm lange
Haar der Angoraziege, das zu Plüschen, halbseidenen Stoffen und
Tuchen verwandt wird.
Opium ist der durch Ritzen von unreifen Mohnkapseln gewonnene und
an der Luft eingetrocknete Milchsaft. (Medizin, Opiumrauchen.)
Quebracho ist ein schweres, rotbraunes Holz von einem in Argentinien
einheimischen Baume; wegen seines hohen Gerbstoffgehaltes (bis
30%) wird es, wie auch ein aus ihm hergestellter Extrakt, als Gerb-
mittel verwandt. (Eichenlohe hat nur 10—20% Gerbstoffe.)
Quillajarinde stammt von einem baumartigen Gewächs in Chile und
Peru und enthält bis 9% Seifenstoff, weshalb sie als Waschmittel
verwandt wird.
Raps ist eine in Europa sehr verbreitete, gelbblühende Ölpflanze, aus
deren Samen das Rüböl gepreßt wird. Die Rückstände werden als
Ölkuchen verfüttert.
Samoware sind russische Teemaschinen.
Sandelholz ist das harte, blutrote Holz eines südasiatischen Baumes;
es liefert ein besonders zum Wollfärben gebrauchtes braunrotes
Pulver.
Sennesblätter sind die getrockneten, stark abführenden Blätter eines
in Ägypten, Abessinien und Arabien einheimischen Strauches.
Steinnuß ist der Same der Steinnußpalme; sie wird neuerdings als
Ersatz für Knochen vielfach zu Knöpfen verarbeitet.
Syenit ist ein dem Granit ähnlicher Baustein, der wegen seiner Polier-
fähigkeit besonders zu Grabsteinen verwandt wird.
Der Talgbaum liefert das sog. Japanwachs, das durch Auspressen der
Kerne gewonnen wird.
Teakholz ist das sehr harte und widerstandsfähige, trotzdem aber
leichte und elastische Holz eines ostindischen Riesenbaumes. Ver-
wendung zu Schiff- und Wasserbauten.
Tonkabohnen enthalten Kumarin, einen aromatischen Stoff, der auch
im Waldmeister enthalten ist und als Essenz herausgezogen wird.
Zellulose ist der chemisch reine Zellstoff von Holz, Stroh und Esparto,
der insbesondere zur Papierbereitung verwandt wird.
38
24. Trinker-Ausreden.
Eine der Hauptursachen der Krankheiten ist die Unkenntnis des
Volkes in gesundheitlichen Fragen. Die große Menge, ob gebildet
oder ungebildet, lebt nach Grundsätzen und Anschauungen, die die
Gesundheit untergraben.
Ein Kernpunkt der Lebenskunstist die Ernährung, die richtige
Auswahl von Speise und Trank. Über kein Gebiet aber herrschen
so viele und so große Irrlehren wie über die Frage: Was soll der
Mensch trinken? Wissenschaftliche Tatsachen, die tägliche Erfahrung,
das Handgreiflichste wird auf den Kopf gestellt, um dem Genusse von
Wein, Bier und Branntwein mit Gewissensruhe frönen zu können.
Welche Ausreden sind es denn, womit der Trinker sein
Gläschen beschönigt? „Ich habe Durst", sagt der eine. Und doch
* hat er schon oft erlebt, wie er nach einem fidelen Abend, an dem er
mit so und so viel Glas den Riesendurst bezwungen, nachts vor
Durst erwacht und gierig nach der Wasserflasche greift. Der Alkohol,
den er im Wein, Vier und Schnaps zu sich genommen, hat im
Körper den Wassergehalt vermindert und sein Flüssigkeitsbedürfnis
gesteigert. Er will sich mit Wein und Bier den Durst stillen,
obwohl er längst erfahren hat, daß Alkohol Durst erzeugt. Wer
würde an einem Abend 5 bis 10 Seidel Wasser trinken? Es ist
unmöglich; denn der Durst wäre schon nach dem ersten Seidel gefüllt.
„Ich friere, mir ist zu kalt — ich muß mich durch ein
Gläschen wärmen", sagt ein anderer, und doch belehrt ihn das Thermo-
meter, daß bei Genuß von Wein, Bier und Branntwein die Blut-
wärme sinkt. Der Alkohol lähmt gewisse Teile des Gehirns, sodaß
die Blutgefäße der Haut sich erweitern und eine Blutflut zur Haut
entsteht; dies zeigt das rote Gesicht und das scheinbare Gefühl der
Erwärmung. Diese Täuschung ist die Ursache des Erfrierens all
jener Unglücklichen, die durch ein Schnäpschen sich Wärme zu schaffen
versuchten; denn die Blutflut in der Körperoberfläche gibt leicht ihre
Wärme an die kalte Umgebung ab, bis das Blut immer mehr und
mehr sich abkühlt. Sonderegger sagt in seinem trefflichen Buche
„Vorposten der Gesundheitspflege": „Ich wunderte mich über die
Fuhrleute in Kasan, die zu Hunderten den Frachtverkehr besorgen,
wie sie bei einer Kälte von 30 bis 35* C Tag und Nacht auf den
Beinen sein können und, um von Staüon zu Staüon zu gelangen,
stets mehrere Stunden unterwegs sein müssen. Meistens sind diese
Fuhrleute Tataren, die mit höchst seltenen Ausnahmen genau nach
dem Koran leben und keine geistigen Getränke genießen. Diesem
Umstande ist meines Erachtens ihre Ausdauer, ihre körperliche
Frische und ihre große Willenskraft zuzuschreiben." Es erfroren
bekanntlich Karl Xii. auf einem kurzen Zuge nach Gladitsch 3000
bis 4000 Mann, die sich mit Branntwein gegen die Kälte gestärkt
hatten. Seit langem ist den russischen Soldaten bei Wintermärsche rr
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Sonderegger Karl_Xii Karl
39
der Wutki strengstens untersagt. Die Nordpolfahrer Weyprecht, Roß,
Nansen und andere bekunden übereinstimmend, daß man nur bei
Meldung alles Alkohols gegen die große Kälte gewappnet sei.
„Aber mir ist so schrecklich heiß/ erwidert mir ein anderer,
„ich trinke gegen die Hitze." Der Sprecher scheint keine Erfahrung
über Strapazen in der Hitze zu haben. Livingstone, der Jahrzehnte
im heißen Afrika zubrachte, schreibt: „Ich habe über 20 Jahre
nach dem Grundsätze der völligen Enthaltsamkeit gelebt; meine
Meinung ist, daß die schwersten Arbeiten, die größten Strapazen
ohne alkoholische Getränke ertragen werden können." Dasselbe be-
stätigen andere Afrikareisende, wie Peters, Emin Pascha, Graf v. Götzen,
Stanley u. a. Es gibt in den Tropen keinen besseren Zustand für den
Europäer als gänzliche Enthaltsamkeit von allen geistigen Getränken.
„Ich muß schwer arbeiten und brauche den Schnaps, den
Wein und das Bier" — so reden diejenigen, die von Jugend aus
gewohnt sind, die Flasche mit zur Arbeit zu nehmen und die noch
nie gehört haben, daß Alkohol nicht stärkt, sondern nur antreibt,
indem er das Müdigkeitsgefühl betäubt. Alkohol ist stets nur
„Peitsche", nie aber „Hafer". „Die augenblickliche Stärkung ist ein
Pendelschlag," sagt Prof. Binz, „dem naturgemäß der entsprechend
starke Ausschlag nach der anderen Seite folgt; der Gegenausschlag
aber ist die Lähmung." Überall, wo große, andauernde körperliche
Arbeit geleistet werden soll, wird der Enthaltsamkeit gehuldigt. Rad-
fahrer, Schwimmer, Reiter, Ruderer leben während ihrer Trainier-
zeit ohne Alkohol, um ihre Leistungsfähigkeit aufs höchste zu spannen.
„Nehmt keinen Alkohol, wenn ihr einen Treffer erzielen wollt", sagen
die Schweizer Schützen und leben wochenlang vor dem Preisschießen
enthaltsam. — „Gebraucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Ball-
spieler sein wollt", sagte Grace, der Meister von England. —
„Gebraucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Fußgänger sein wollt",
sagte Weston, der die halbe Welt zu Fuß bereift hat. — „Ge-
braucht keinen Alkohol, wenn ihr ein guter Reiter sein wollt", sagte
Houlan, der alle Reiter hinter sich' ließ. — „Gebraucht keinen
Alkohol, wenn ihr ein guter Schwimmer sein wollt", sagte Kapitän
Webb, der den Kanal durchschwommen hat. — Nur du allein sagst:
Ich bringe meine Arbeit ohne Alkohol nicht fertig.
Was man als erregende Wirkung des Alkohols ansah, hat die
Wissenschaft als Lähmung erwiesen: Der rote Kopf und die blaue
Nase des Trinkers sind nur eine Folge von Lähmung der Nerven
und der Muskeln.
„Aber ich bin schwach und muß mich stärken, ich brauche
ein kräftiges, gutes Nährmittel, darum trinke ich Wein und
Bier." Und dazu benutzt du ein Gift?! Alkohol ist ein schweres
Gift für den Menschen; dies ist eine allgemein anerkannte wissen-
schaftliche Tatsache. Früher schrieb man dem Alkohol fälschlicher--
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
54
Unterdes war das Wasser ins Sieden geraten, und Hühnchen
brachte aus der größeren Tüte fünf Eier zum Vorschein, die zu kochen
er nun mit großem Geschick unter Beihilfe seiner Taschenuhr unternahm.
Nachdem er sodann frisches Wasser für den Tee aufgesetzt und ein
mächtiges Brot herbeigeholt hatte, setzte er sich mit dem Ausdruck der
höchsten Befriedigung zu mir in ein benachbartes Tal des Sofas, und
die Abendmahlzeit begann.
Als mein Freund das erste Ei verzehrt hatte, nahm er ein zweites
und betrachtete es nachdenklich. „Sieh mal, so ein Ei," sagte er, „es
enthält ein ganzes Huhn, es braucht nur ausgebrütet zu werden. Und
wenn dies groß ist, da legt es wieder Eier, aus denen nochmals Hühner
werden, und so fort, Generationen über Generationen. Ich sehe sie ver
mir, zahllose Scharen, die den Erdball bevölkern. Nun nehme ich dies
Ei, und mit einem Schluck sind sie vernichtet! Sieh mal, das nenne ich
schlampampen!"
Und so schlampampten wir und tranken Tee dazu. Ein kleines,
sonderbares, gelbes Ei blieb übrig, denn zwei in fünf geht nicht aus,
und wir beschlossen, es zu teilen. „Es kommt vor," sagte mein Freund,
indem er das Ei geschickt mit der Messerschneide ringsum anklopfte, um
es durchzuschneiden, „es kommt vor, daß zuweilen ganz seltene Exemplare
unter die gewöhnlichen Eier geraten. Die Fasanen legen so kleine, gelbe;
ich glaube wahrhaftig, dies ist ein Fasanenei, ich hatte früher eins in
meiner Sammlung, das sah gerade so aus."
Er löste seine Hälfte sorgfältig aus der Schale und schlürfte sie
bedächtig hinunter. Dann lehnte er sich zurück, und mit halbgeschlossenen
Augen flüsterte er unter dem Schmunzeln eines Feinschmeckers: „Lukullisch!"
Nach dem Essen stellte sich eine Fatalität heraus. Es war zwar
Tabak vorhanden, denn die spitze, blaue Tüte, die Hühnchen vorhin ein-
gekauft hatte, enthielt für zehn Pfennig dieses köstlichen Krautes, aber
mein guter Freund besaß nur eine einzige invalide Pfeife, deren Mundstück
bereits bis auf den letzten Knopf weggebraucht war, und deren Kops,
weil er sich viel zu klein für die Schwammdose erwies, die unverbesser-
liche Unart besaß, plötzlich herumzuschießen und die Beinkleider mit einem
Funkenregen zu bestteuen.
„Diese Schwierigkeit ist leicht zu lösen," sagte Hühnchen, „hier habe
ich den Don Quijote; der eine raucht, der andere liest vor, ein Kapitel
ums andere. Du als Gast bekommst die Pfeife zuerst, so ist alles in
Ordnung."
Dann, während ich die Pfeife stopfte und er nachdenklich den Rest
seines Tees schlürfte, kam ihm ein neuer Gedanke.
„Es ist etwas Großes," sagte er, „wenn man bedenkt, daß, damit
ich hier in aller Ruhe meinen Tee schlürfen und du deine Pfeife rauchen
kannst, der fleißige Chinese in jenem fernen Lande für uns pflanzt und
der Neger für uns unter der Tropensonne arbeitet. Ja, das nicht allein,
die großen Dampfer durchbrausen für uns in Sturm und Wogenschwäü
den mächtigen Ozean, und die Karawanen ziehen durch die brennende
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